Mit dem Zug nach Italien: Die Idee

Es hörte sich am Anfang nach einem völlig absurden Unterfangen an: Nach vier Jahren Urlaub in Ferienwohnungen an der Ost- oder Nordsee, minimales Risiko, kurze Anreise, vertraute Urlaubsorte usw. nun dieses Jahr eine beinahe dreiwöchige Zugreise. Mit wenig Gepäck, weil alles geschleppt werden muss, mehreren Stationen, vielen neuen Orten und Eindrücken. Als ich zuerst darüber nachdachte, dachte ich: Klingt nett, aber nie im Leben schaffe ich das.

Ja, ich weiß, ich weiß. Andere machen monatelang Backpacking durch Südostasien oder fahren mit dem Rad über die Alpen oder so. Aber als mittelalte, weder besonders fitte noch chronisch gesunde Person mit einer zwar therapierten, aber nicht magisch verschwundenen Angststörung, als Person, die nach wie vor darauf achten muss, möglichst keine Corona-Infektion zu bekommen … da war das schon eine krasse Herausforderung. Ehrlich gesagt: Nur durch die Therapie war es überhaupt möglich, würde ich sagen, diese Reise anzutreten. Scherzhaft (okay, eigentlich nicht ganz so scherzhaft) habe ich mehrfach gesagt, dass das jetzt eine Konfrontationstherapie wird. Und ein Test, ob ich jemals wieder weiter wegfahren kann und will als in eine vertraute Ferienwohnung in Norddeutschland.

Warum nun mit dem Zug? Nun ja, Fliegen ist umwelttechnisch scheiße und auch infektionsmäßig nicht wirklich super, kaum irgendwo wirbeln Viren so schön konzentriert durch die Luft wie in einer Flugzeugkabine. Und Autofahren bringt das Problem mit sich, dass von zwei Reisenden einer keinen Führerschein hat und die andere (ich nämlich) statistisch ca. an jedem dritten Tag des Monats Migräne. Im Zweifelsfall sitzt man dann also irgendwo fest, weil niemand fahren kann. Außerdem sorgt Autofahren in Italien definitiv für Stress, das habe ich vor vielen Jahren schon ausprobieren können. Und grundsätzlich ist Zugfahren ja super, gut für die Umwelt, man kann im Zug lesen oder schlafen, und das inzwischen wieder vorhandene Nachtzugangebot testen wollte ich auch eigentlich schon lange.

Und, letzter Faktor: Seit einer Weile bin ich vollständig selbstständig und der beste Mitreisende von allen arbeitet auch in einem Umfeld, wo drei Wochen Urlaub schon mal üblich sind. Die Reise in dieser Länge wäre vor ein paar Jahren noch gar nicht möglich gewesen. Und warum überhaupt so lang? Das klingt jetzt vielleicht albern, aber wenn ich schon bis Italien fahre, dann wollte ich wenigstens auch mal im Mittelmeer schwimmen. Das sollte als fernster Punkt der Reise also erreicht werden. Und dann sollte eben auch weder eine Anreise von 48 Stunden stattfinden noch 3 oder 4 Tage in Folge eine Zugfahrt, die Idee war eher: Erstmal losfahren, unterwegs immer ein paar Tage irgendwo bleiben und den Ort anschauen, dann etwas länger am Meer sein und auf der Rückreise dann noch ein bisschen Städtetrip und schließlich Rückreise mit dem Nachtzug.

Soweit gedieh also meine Idee, und dann passierte das, was mir öfter passiert: Der Plan war so schön, dass er umgesetzt werden musste. Wobei es ja noch ein vager Plan war, ohne genaue Stationen, noch nichts gebucht. Das war dann Schritt 2, und um den geht es im nächsten Eintrag.

Wer schreibt hier eigentlich?

Hi, ich bin Lena. Ich lebe in Hamburg und arbeite u. a. als freiberufliche Autorin, Lektorin und Übersetzerin. Mehr zu mir findet ihr auf der Seite Über mich. Ihr könnt euch auch meine Veröffentlichungen anschauen oder euch zu meinen Schreibworkshops informieren.

Auf Social Media findet ihr mich auf Mastodon und Bluesky und Instagram.

4 Antworten auf „Mit dem Zug nach Italien: Die Idee“

  1. Uhhh, spannend! Wir sind dieses Jahr (endlich!) nich von Schottland nach Dland geflogen sondern mit dem Zug (Interrail), mit Übernachtung in Brüssel. Hat erschreckend gut geklappt, is aber abstoßenderweise halt auch ne 0 hinten an den Flugpreis drangehängt, kostenmäßig. Das musste dir leisten können. Ekelhaft.

    Na ja, ich bin sehr gespannt wie’s bei dir war ^__^

    1. Oh ja, über den Preis muss ich auf jeden Fall auch was schreiben, es ist schon wirklich sehr teuer mit dem Zug. Aber cool, von Schottland aus ist ja auch echt weit, hat das dann gut geklappt?

      1. Haha, das is schon etwas anders mit diesen Blogs, da musste dich erinnern wo du Kommentare hinterlassen hast und dann da nachgucken, ob es Rückmeldung gab, dh Sorry für die späte Antwort:

        Jupp, das hat erschreckend gut geklappt, sowohl Hin- als auch Rückfahrt (ich werde das Gefühl nich los, dass das Universum uns irgendwie in falscher Sicherheit wiegen will – heißt das so?) und nur so tut als wär das so unproblematisch. Das hat bis auf bei eine*r von uns ganz am Ende der Hinfahrt komplett ohne komische Bahnabenteuer geklappt. Mal sehen wie’s nächstes Mal wird ^__^

        1. Ich habe in manchen Blogs, in denen ich kommentiere, die Option, eine Mail zu kriegen, wenn eine Antwort gepostet wird – aber ich bin mir nicht sicher, ob das hier auch so ist und wenn nicht, ob ich das irgendwo aktivieren müsste …

          Freut mich, dass es gut geklappt hat! Ist doch schön, wenn auch mal was funktioniert. ^^

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert