Nach 2,5 Tagen in München geht es am Dienstagmorgen dann endgültig los nach Italien, nämlich zu unserer ersten Station in Meran in Südtirol. Dort haben wir vier Nächte gebucht, auf einem Obsthof, der auch Ferienwohnungen anbietet. Aber erstmal wird natürlich wieder Zug gefahren!

Der Wecker klingelt kurz vor 8:00 Uhr, 08:15 Uhr haben wir schon ausgecheckt und stehen an der Straßenbahn, gegen halb 9 erreichen wir den Hauptbahnhof und suchen in dem vollkommen eingerüsteten und verhängten Gebäude erstmal das Gleis, auf dem der Railjet nach Bozen abfährt. Der Zug steht sogar schon dort, aber da er erst in 45 Minuten abfährt, organsieren wir noch ein Frühstück und essen und trinken auf dem Bahnsteig etwas. Dann Maske auf und rein ins Abteil. Ich stelle fest, dass ich mich beim Buchen irgendwie vertan habe – der Waggon ist unterteilt in Ruheabteil und normales Abteil und ich habe aus Versehen nicht das Ruheabteil ausgesucht bei der Platzreservierung. Aber na gut, Kopfhörer werden es hoffentlich richten. Wesentlich ärgerlicher ist die Tatsache, dass neben dem Sitz nur zu ungefähr einem Drittel ein Fenster ist und zu zwei Dritteln fensterlose Wand – dabei hatte ich mich doch schon auf den Anblick der Berge gefreut, durch die wir heute fahren werden. Es wird dann insgesamt eine etwas anstrengende Fahrt: Es ist so laut, dass ich durchgehend Kopfhörer drin habe und Musik höre, neben mir ist vor allem Wand und vor mir die Rückwand der Sitze, die ziemlich hoch aufragen und dunkelgrau bis schwarz sind – ich fühle mich ziemlich eingeengt. Das macht mir weniger aus, wenn der Zug fährt, aber wir stehen mehrfach an Bahnhöfen, planmäßig und unplanmäßig, teilweise einige Minuten, einmal auch fast eine halbe Stunde. Nach den etwas mehr als vier Stunden bin ich sehr dankbar, den Zug verlassen zu können.

Von Bozen bis Meran können wir gleich schon den Südtirol Guest Pass benutzen, den wir über die Unterkunft erhalten haben. Ich habe gelesen, dass man beim Einsteigen das Ticket einmal am Automaten aktivieren/entwerten muss. Als der Regionalzug kommt, suchen wir überall im Zug nach einem solchen Automaten … und begreifen dann langsam, dass dieser offenbar am Bahnsteig gestanden hätte. Also fahren wir unentwertet und mir graut schon vor irgendwelchen Bußgeldern – aber zum Glück kommt niemand, der die Tickets kontrolliert. Wir bestaunen schon die Berglandschaft, diesmal gibt es genügend Fensterflächen. Als wir dann in Meran ankommen, bin ich trotzdem ziemlich durch. Es sind 27 Grad, die Sonne knallt. Und nun müssen wir noch mit dem Bus zur Unterkunft fahren. (Es hätte auch die Option gegeben, einen kostenlosen Shuttle-Service über die Südtirol-Touristik zu buchen, aber da wir ja sowieso nur so viel Gepäck haben, wie wir bequem selbst transportieren können, haben wir das nicht gemacht). Der beste Mitreisende schlägt vor, erst etwas zu essen, allerdings stellen wir fest, dass der Bahnhof ziemlich außerhalb liegt und es gibt nur ein kleines Café im Bahnhofsgebäude und einen kleinen Imbiss ohne Sitzplätze. Ich plädiere dann dafür, lieber erstmal den Weg zur Unterkunft zu bestreiten, wo wir auch sowieso ein Essenspaket zum Zimmer dazu gebucht haben. Der Bus fährt direkt am Bahnhof ab, diesmal finden wir die GuestPass-Automaten dort, wo wir sie erwarten, nämlich im Bus. Nach einer letzten kurzen Fahrt steigen wir an der Bushaltestelle aus und laufen noch ungefähr 10 min, ehe wir aufs Gelände unserer Unterkunft einbiegen.

Wir laufen die wenigen Meter bis zum Haus, durch Reihen von Weinstöcken und Apfelbäumen, entlang am Pool, der sehr laut nach mir ruft, durchgeschwitzt und überhitzt, wie ich bin. Aber erst mal klingeln wir bei der vermietenden Familie und die super freundliche und herzliche Besitzerin zeigt uns unsere kleine Ferienwohnung im ersten Stock: Wohnzimmer mit Kochecke, Schlafzimmer, Bad – und vor allem ein riesiger Balkon mit dem unglaublich schönen Ausblick auf Meran im Tal und die Berge dahinter. Wir kriegen noch eine kurze Einweisung in alles Nötige (Mülltrennung in Südtirol ist wild!), aber ehe sie uns noch den hauseigenen Hofladen zeigt, schlägt sie von selbst vor, dass wir vielleicht erstmal ankommen und in den Pool springen wollen. Offenbar sprach meine Gesichtsfarbe und mein allgemeiner Zustand nach 7 Stunden Reise bei fast 30 Grad Bände, haha. Genau das tun wir dann auch und es ist einfach nur herrlich, sich im Wasser abzukühlen. Danach liegen wir auf den Poolliegen und bestaunen weiter die Kulisse. Ich war tatsächlich schon öfter in Südtirol, aber immer nur im Winter, der Mitreisende hingegen noch gar nicht, und es ist sehr großartig, wie sehr die Berge ihn begeistern.


Wir bekommen dann noch die versprochene Hofladen-Tour: Im Keller des Hauses befinden sich zwei Räume mit Kühlschränken, Regalen und einem Kaffeevollautomaten (hurra!), man kann sich Eier, Wurst, Käse, Marmelade usw. wegnehmen, aber es gibt auch verschiedene Säfte und Limonaden. Menge und Preis werden einfach mit der Zimmernummer in eine Liste eingetragen (durch die Gäst*innen, auf Vertrauensbasis), am Ende des Urlaubs wird abgerechnet. Dazu gibt es morgens einen Brötchenservice, bei dem man am Vortag bestellt und morgens die Brötchen an die Tür gehängt bekommt – perfekt. Denn neben der Tatsache, dass ich ja nicht Innenräume mit fremden Menschen zum Essen gehe, ist mir das übliche Hotelfrühstück auch immer viel zu früh, weil ich im Alltag nie vor 13 Uhr esse und auch im Urlaub vor 11 selten Hunger kriege.
Apropos Hunger, ein Abendessen würde dem Tag jetzt gut tun, denken wir. Es gibt mehr oder weniger ein Lokal in Laufreichweite, zumindest in der, die ich noch laufen möchte. Wir gehen ungefähr 10 min sehr steil bergab und ich versuche den Gedanken zu ignorieren, dass ich das nachher mit vollem Magen wieder bergauf zurücklaufen muss. Aber erstmal bekommen wir zum Glück noch im sehr vollen Biergartenbereich des Restaurants einen Platz an einem Tisch, der erst in zwei Stunden reserviert ist. Das reicht für ein Abendessen: Spinatnudeln mit Schinken für mich, der beste Mitreisende von allen isst zum ersten Mal ein Tiroler Knödel-Trio, und ich weiß dann nicht mehr, ob ihn das oder die Berge an diesem Tag mehr begeistert haben. (Ist aber auch sehr lecker!) Danach erklimmen wir wieder die steilen Bergstraßen zurück zur Unterkunft und sitzen noch lange auf dem Balkon und sehen auf die Berge, bis man sie nur noch anhand der Lichter der Häuser erahnen kann.

Am nächsten Morgen gibt es Kaffee, Brötchen und leckere Croissants auf dem Balkon, erneut mit wunderschönem Ausblick auf die Berge. Da heute der letzte Tag unseres Aufenthalts ist, an dem es nicht regnen soll, haben wir uns den Tappeinerweg vorgenommen. Das ist ein Höhenwanderweg über Meran, man muss also auf eine gewisse Höhe, geht dann da aber ohne große Steigung. Mit dem Bus fahren wir in die Stadt, halten noch an einer Apotheke an, um Blasenpflaster zu kaufen, denn schon München hat gereicht, um meinem rechten Fuß eine ordentlich große Blase zu verpassen. (Immer wieder lustig: Mit Maske in die Apotheke gehen und zusehen, wie der Mensch hinterm Tresen schon im Geiste alle möglichen Vermutungen anstellt, nach was man wohl gleich fragen wird und was man hat … und dann Blasenpflaster verlangen. Oder andere Dinge, die nichts mit Infektionskrankheiten zu tun haben.) Danach starten wir in Meran an der Passer, das ist der Fluss, der durch den Ort fließt. Zuerst geht man dabei durch die Promenade der Poesie, nämlich vorbei an vielen Bänken, in die Gedichtzeilen verschiedener Lyriker*innen eingeschnitzt sind. Sitzgelegenheiten und Literatur, super! Leider finde ich zu meiner Lieblingsbank keine Quellenangabe, weder auf der Bank noch durch googlen hinterher.

Dabei geht es an den Bänken vorbei immer weiter bergauf, meist mittels Treppen, und dann stehen wir auch schon am Eingang zum Tappeinerweg.

Der heißt übrigens so, weil ein Herr Tappeiner den gestiftet hat. Und ist dann wirklich wunderschön – man geht beinahe ebenerdig, es gibt immer mal kleine Gasthäuser entlang des Weges, schöne Pflanzen – und vor allem den unglaublich tollen Ausblick auf Meran.

Auch auf dem Weg bleibt es literarisch … oder so. Diese Feder ist jedenfalls ganz sicher mächtiger als das Schwert.

Wir halten immer wieder an, schauen staunend auf den Ausblick und freuen uns über die kleinen Eidechsen, die immer wieder an der warmen Felswand zu sehen sind. Eine längere Pause gibt es an einem Weingut, an dem ein alter Mann frisch gepressten Traubensaft verkauft, den man dann auf Bänken unter Weinreben trinken kann – köstlich und tolle Aussicht. Der Saft schmeckt vollkommen anders als Traubensaft aus der Packung, fast wie ein Smoothie.

Wir gehen den Weg zu Ende und dankenswerterweise gibt es direkt am Schluss ein schönes Restaurant mit riesiger Terrasse. Wir essen Gnocchi mit Gemüse (der Mitreisende) und Knödel mit Pilzsauce (ich), dazu große Mengen Holunderblütenschorle gegen den Durst. Man könnte den Weg jetzt auch zurückgehen, aber wir fahren stattdessen mit dem Bus, der direkt am Ende des Weges abfährt, zurück in die Innenstadt von Meran. Und dort mache ich das, was sehr viele machen und was schon bei der Hinfahrt ausgesprochen verlockend aussah: Ich wate bis zu den Knien in die Passer und lasse das herrliche, eiskalte Wasser meine etwas überbeanspruchten Füße kühlen.

Fühlt sich sehr gut an, auch wenn das Anziehen der Schuhe hinterher keinen großen Spaß macht. Wir schlendern von der Passer aus noch in den Sissi-Park, wo auch eine Statue der Kaisern zu sehen ist, und nehmen dann von dort den Bus. Danach geht es noch mal in den Pool, denn spätstens am Abend soll das Wetter umschlagen und es Regen und Gewitter geben.
Dementsprechend gehen wir auch nicht noch irgendwo zum Abendessen, sondern machen es uns mit dem Rest der Brötchen und den leckeren Sachen aus dem Hofladen auf dem Balkon gemütlich.

Von dort können wir beobachten, wie es immer bewölkter wird und schließlich zu regnen beginnt.
Oh nein, morgen keine weitere Wanderung, denkt mein Touristinnen-Herz. Zum Glück, morgen keine weitere Wanderung, erwidern meine schmerzenden Füße.
(Nun habe ich wieder so viel geschwafelt, dass ein zweiter Eintrag folgen muss, oh weh.)

Auch hierfür vielen Dank, die Unterkunft mit der Verpflegung hört sich ja super cool.
Ja, das war richtig super! Würd ich auch noch mal hinfahren.